Zahlreiche Mütter kamen am 23.09.2015 zum beliebten Eltern-Workshop „Gesunde Zähne von Anfang an“ mit der Zahnärztin Dr. med. dent. Julia Hergarten in die Amalien-Apotheke.
„Gesunde Zähne von Anfang an“
Artikel erschienen im Stadtanzeiger Heilbad Heiligenstadt Nr. 23
Text und Foto: Christine Bose
Jede Schwangerschaft kostet die Mutter einen Zahn. Diese „Weisheit“ der Urgroßmütter gilt lange schon als überholt; ebenso wie die falsche Auffassung, nur die bleibenden Zähne gut zu pflegen, da die Milchzähne sowieso wieder ausfallen. Der in der Heiligenstädter Amalien-Apotheke angebotene Eltern-Workshop „Gesunde Zähne von Anfang an“ mit Dr. med. dent. Julia Hergarten aus der Kreisstadt wurde sehr gut angenommen. Partner der abendlichen Veranstaltung war das Gesundheitsamt des Landkreises Eichsfeld, Regionaler Arbeitskreis Jugendzahnpflege. Dr. Hergarten hatte ihren Vortrag untergliedert in die Themen „Schwangerschaft“, „Gebissentwicklung“. „Gute Mundhygiene von Anfang an“, „Zahngesunde Ernährung“, „Fluoridierungsmaßnahmen“ sowie „Der erste Zahnarztbesuch/ Individualprophylaxe“ und beantwortete die zahlreichen Fragen. Und dieser erste Zahnarztbesuch sollte nicht hinausgeschoben werden, bis das Kind schon vier oder fünf Jahre alt ist und bereits unter Löchern in den Zähnen leidet. Zu den Zahnschmerzen kommen dann noch der Stress wegen der unbekannten Umgebung, der fremden Personen und schließlich wegen der Angst, was denn jetzt eigentlich passiert. Innerhalb des ersten Lebensjahres, nach Durchbruch des ersten Zahnes, sollte der erste Zahnarztbesuch erfolgen. Bis zum 30. Lebensmonat werden drei Besuche in der Praxis empfohlen.
Ein Lernprozess wie das Schreiben
Zahnarztbesuche während der Schwangerschaft sind ebenso wichtig wie alle anderen Vorsorgeuntersuchungen in dieser Zeit. Ab der 6. bis 8. Schwangerschaftswoche entwickeln sich aus den Zahnleisten Keimanlagen für 20 Milchzähne und 32 bleibende Zähne, die mit der Geburt komplett angelegt sind. Den Milchzähnen kommen wichtige Funktionen zu: Sie sind Platzhalter für das Dauergebiss, für die Sprach- und Schluckentwicklung, für das Kieferwachstum und für die Kaufunktion. Eltern sollten wissen, dass alle Babys ohne die Keime der Infektionskrankheit Karies zur Welt kommen. Also bitte keinen Löffel ablecken beim Füttern des Babys und auch keinen Nuckel. Schon der erste Zahn wird von den Eltern einmal täglich mit einer Babyzahnbürste geputzt. Hierzu Dr. Julia Hergarten: „So wie das Schreiben gelernt werden muss, so muss auch das Zähneputzen gelernt werden.“ Ab dem 2. Lebensjahr heißt es: Zweimal täglich putzen, wobei ab einem Alter von eineinhalb Jahren bis zwei Jahre spielerisch mit der selbstständigen Zahnpflege, stets unterstützt von Mama oder Papa begonnen, wird. Hier kommt den Eltern eine Vorbildfunktion zu. Farbige und süße Zahncremes hält die Referentin nicht für empfehlenswert, da sie zum Runterschlucken verlocken. Übrigens wächst die Zahnbürste mit, gibt es für die verschiedenen kindlichen Entwicklungsetappen verschieden große Bürsten, mit unterschiedlich großen Griffen. Eine Zahnbürste nicht länger als sechs bis acht Wochen benutzen und sofort nach jeder Bronchitis oder anderen Erkältungskrankheit austauschen. Das gilt nicht nur für die Jüngsten.
KAI ist wichtig
Ab dem Kindergartenalter lautet das Zauberwort „KAI“. Das ist die Putztechnik in der Reihenfolge Kauflächen, Außenflächen, Innenflächen. Zur immer wieder die Eltern bewegenden Frage: „Nuckel oder Daumen?“ rät die Zahnärztin, der Nuckel sei besser als der Daumen, denn: Der Daumen ist festgewachsen, den wird das Kind nicht los. Allerdings sollte es sich bis zum dritten Lebensjahr vom Nuckel verabschiedet haben. Die „Nuckelflasche“ dient ausschließlich der Nahrungsaufnahme, nicht zum „Dauernuckeln“, denn das wirkt sich negativ auf die Gebissentwicklung aus. Auch wenn anfangs mal etwas daneben kleckert, ist es gut, wenn ab dem 15. Lebensmonat der Trinkbecher die Flasche ablöst.
Zucker in Maßen
Kein Kind soll, das betont Dr. Julia Hergarten, „zuckerfrei aufwachsen“, auf Kakao. Kinderriegel oder Nuss-Nugat-Creme verzichten müssen, doch schadet zuviel Zucker den Zähnen. Süße Sachen sind keine Zwischenmahlzeit. Ungesüßter Kräutertee ersetzt gesüßte Getränke. Vorsicht: Zuckeraustauschstoffe können Durchfall hervorrufen!
Bitte nicht drohen – Zahnärzte sind keine schlimmen Leute
Das von der Zahnärztin für diesen Workshop erarbeitete Infomaterial, das alle Beteiligten mit nach Hause nehmen konnten, schließt mit dem wichtigen Hinweis, dem Kind als erzieherische Maßnahme niemals mit dem Zahnarzt zu drohen.